Liebe Eltern,
am gestrigen Sonntag habe ich im Kreise meiner Familie den 1. Advent gefeiert. Um den Adventskranz versammelt haben wir die erste Kerze entzündet und die ersten weihnachtlichen Süßigkeiten genossen. Das Wort Advent geht auf das lateinische „adventus“ zurück, das übersetzt „Ankunft“ heißt und auf die Geburt Christi hinweist. Wir bereiten uns in dieser Zeit auf das Geburtsfest Jesu vor. Die Kirche bezeichnet den Advent daher als eine Zeit „freudiger Erwartung“.
Der Blick auf die brennende Kerze, das „Licht in der Finsternis“, ließ mich Innehalten und einen Moment Nachdenken. Und meine Gedanken kreisten um die bevorstehende „Ankunft“ der Flüchtlingskinder an der Grundschule Nellmersbach, die alle einen großen Abschied hinter sich bringen mussten. Denn niemand verlässt seine Heimat, seine Sprache, seine Freunde ohne Not.
Ich möchte Ihnen zur Aufnahme der Flüchtlingskinder gerne einige Informationen zukommen lassen. Am 1.12.2016 werden insgesamt ca. 50 Personen ihre Unterkunft auf dem Saffrichhof verlassen und auf das Kärcherareal in Leutenbach ziehen. Darunter befinden sich auch 13 Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren, die zukünftig die Grundschule Nellmersbach besuchen werden. Ihre Heimatländer sind Afghanistan, Syrien und Irak. Diese Kinder haben seit Februar 2016 die Grundschulen in Beutelsbach und Schnait besucht. Sie starteten ihre Schullaufbahn in Baden-Württemberg komplett ohne Deutschkenntnisse. Alle Kinder sind mir als zuvorkommend und lernfreudig beschrieben worden. Mittlerweile haben sie erste Dinge über ihre neue Heimat Deutschland, deren fremde Sprache und deren Gebräuche und Sitten kennen gelernt. Es ist meinem Kollegium und mir ein großes Anliegen, den Kindern die Möglichkeit zu bieten den angefangenen Weg des Lernens und der Integration weiter zu beschreiten. Dieser gesellschaftlichen Herausforderung wollen wir mit Offenheit und Tatkraft begegnen. Die Kinder werden voraussichtlich ab Donnerstag, den 8.12.2016 unsere Schule besuchen und auf die Klassen 1 bis 4 verteilt. Es wird an unserer Schule keine sog. Vorbereitungsklasse (eine Klasse, in der die Kinder ausschließlich Deutsch lernen) geben, da die Ressourcen dafür von Seiten der Schulverwaltung bedauerlicherweise nicht vorhanden sind. Und so erfolgt die Zuteilung der Kinder nach Rücksprache mit den abgebenden Schulen in Beutelsbach und Schnait. Es ist angedacht, den Kindern individuelle Förderangebote durch ehrenamtliche Helfer zukommen zu lassen, so dass die Kinder außerhalb des Unterrichts zusätzlich Deutsch lernen können. Hierzu laufen Überlegungen und Gespräche im Hintergrund, von denen ich hoffe, dass sie zum Erfolg führen.
Uns allen innerhalb der Schulgemeinschaft ist klar, dass sich die alltägliche Arbeit verändern wird. So wie es nicht „die Flüchtlingskinder“ gibt, gibt es auch kein Patentrezept für den Umgang mit „diesen Kindern“. Wir sind als Kollegium gespannt und werden wachsam unseren Blick auf alles werfen. Natürlich hängt es von verschiedenen Bedingungen und Faktoren ab, ob Lernen und Integration gelingen kann, eines ist aber klar: Die Haltung und Einstellung spielen eine maßgebliche Rolle! Fühlt sich ein Kind sicher, angenommen und willkommen, dann stehen die Chancen sehr gut. Und hierin liegt die Aufgabe und menschliche Pflicht der gesamten Schulgemeinschaft! Werfen Sie einen Blick auf unser oben stehendes Schulmotto! Das ist ein Satz, der Haltung zeigt, der Mut macht und vertrauend auf die eigene Stärke das Kommende angeht. Und so wollen wir gemeinsam, Lehrer, Schüler, Eltern, in oben beschriebener „freudiger Erwartung“ alles tun, dass die Grundschule Nellmersbach für unsere neuen Schüler ein Ort wird, an dem sie zur Ruhe kommen können, ihr Menschenrecht auf Bildung einlösen können und so ein „Licht in der Finsternis“ wird.
Selbstverständlich können Sie mit Ihren Nachfragen, Bedenken oder Sorgen jederzeit auf mich und mein Kollegium zukommen.
Ich grüße Sie, auch im Namen des Kollegiums, ganz herzlich und bedanke mich für Ihre Mithilfe!
Oliver Kurr, Rektor
Bericht der Winnender Zeitung vom 2. Dezember 2016
Fluechtlingskinder_WiZ_021216
Bericht der Winnender Zeitung vom 13. Dezember 2016
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